Probleme bei der Raucherentwöhnung mit Hypnose
Nichtraucherhypnosen sind eins der Verfahren mit der höchsten Erfolgsquote im Bereich der Rauchentwöhnung [1] und trotzdem: eine 100%ige Garantie für Erfolg bei Behandlungen gibt es nie. Jeder Mensch ist anders und jeder Mensch raucht auch aus einem anderen Grund. Also was für Probleme bei der Raucherentwöhnung können auftreten und wie sollten wir darauf reagieren?
Es ist die Aufgabe von Hypnotherapeut und Klient die Rauchentwöhnung so flexibel und angepasst wie möglich zu gestalten. Trotzdem erlebt der Hypnotherapeut die Hypnosesitzung wie ein Pilot einen Flug im Nebel. Er muss Aussagen, Angaben und Zeichen, die er vom Klient erhält interpretieren und sich auf seine Erfahrung verlassen.
Die Rauchentwöhnung durch Hypnose ist vielleicht der bekannteste Anwendungsbereich für Hypnose aber bei weitem nicht der leichteste. Die Abhängigkeit ist tief mit dem Leben und den Gefühlen des Klienten verwoben, was dazu führt, dass viele verschiedene Bereiche angesprochen werden müssen, um das Problem zu lösen.
In diesem Beitrag möchte ich die häufigsten Probleme auflisten, die bei der Raucherentwöhnung mit Hypnose auftreten können. Diese Probleme bei der Raucherentwöhnung können systemischer Natur sein und eine Session von vornherein sabotieren oder aufgrund von Missverständnissen oder Versäumnissen während der Session oder aufgrund von Mangel an Informationen entstehen.
Dieser Beitrag soll daher sowohl eine Informationsquelle für Klienten zur Vorbereitung auf die Rauchentwöhnung sein, als auch eine Hilfestellung für Kollegen, die ihre Therapie verbessern möchten.
Probleme bei der Raucherentwöhnung: Zusammenfassung
- Mangelnder Rapport
- Mangelnde Motivation
- Falsche Motivation
- Schlechte Vorbereitung
- Es wurden nicht alle Trigger bearbeitet
- keine Lösung für aufkommendes Entzugsverhalten
- keine alternativen Handlungen
- Klient glaubt nicht, dass er es verdient hat
- Rauchen kann nicht von Identität getrennt werden
- Hypnose nicht tief genug
- Suggestionen werden nicht durchgelassen
- Klient glaubt nicht an Wirkung
Probleme bei der Raucherentwöhnung, die die Session von vornherein sabotieren
Klient und Therapeut verstehen sich nicht (mangelnder Rapport)
Als Rapport [2] bezeichnete man in der Psychotherapie die zwischenmenschliche Beziehungsebene. Schwingen wir auf einer Wellenlänge? Können wir uns gut riechen? Klickt es zwischen uns? Das bedeutet nicht unbedingt, dass wir uns mögen müssen aber wir müssen auf einer Arbeitsebene miteinander harmonisieren. Dies führt zu einer therapeutischen Allianz oder Beziehung, und es ist bekannt, dass das eine der wichtigsten Faktoren für jede Form von Therapie ist [3].
Gerade Hypnose lebt vom Rapport. Kann kein Rapport hergestellt werden, wird Widerstand entstehen und Widerstand wird dazu führen, dass die Suggestionen in der Hypnose nicht angenommen werden können.
In der Regel fällt es Hypnotherapeuten leichter Rapport herzustellen aber sollte sich keine gute Kommunikation ergeben, ist es ratsam die Session abzubrechen, das bereits gezahlte Geld zurück zu überweisen und nach einer anderen Lösung zu suchen.
Mangelnder Rapport bedeutet nicht automatisch Antipathie. Dein Hypnotherapeut ist sicherlich in der Lage dich an einen Kollegen weiter zu empfehlen, mit dem die Voraussetzungen besser sind.
Um solche Probleme von vornherein zu vermeiden, habe ich Videos auf meiner Website. Meine Klienten erkennen bereits hier, ob sie meinen Stil, meine Stimme, meine Wortwahl als angenehm empfingen und dadurch ist Rapport bereits nahezu garantiert.
Photo by jean wimmerlin on Unsplash
Mangelnde Motivation
Hypnose ist keine Gedankenkontrolle oder Gehirnwäsche. Es ist der Klient, der sich dafür entscheiden muss die Suggestionen durchzulassen und der Hypnotherapeut ist nur der Unterstützer in diesem Prozess.
Die Rauchentwöhnung bedeutet, dass der Klient wirklich, für den Rest seiner Zukunft, keine Zigarette mehr rauchen möchte. Wenn dies wirklich der Fall ist, dann ist es die Aufgabe des Therapeuten die Motivation dahinter zu erkennen und diese an den unbewussten Teil des Nervensystems zurück zu spielen.
Eine typische Motivation ist es, nicht mehr von Zigaretten kontrolliert werden zu wollen oder Angst davor zu haben krank zu werden oder zu streben. Auch vorzeitiges altern oder schlechter Atem, bzw. der Geldverschwendung ein Ende setzen zu wollen, ist eine gute Motivation.
Photo by Priscilla Du Preez on Unsplash
Falsche Motivation
Ja, tatsächlich gibt es so etwas wie eine falsche Motivation. Kommt der Klient nicht aus eigenen Antrieb, ist ein Erfolg fast ausgeschlossen.
Manchmal werden Klienten von ihren Liebsten zur Rauchentwöhnung überredet. Eventuell ist die Raucherentwöhnung sogar ein Geschenk zum Geburtstag, sodass der Klient nicht einmal für die Rauchentwöhnung bezahlt. Auch eine Androhung eines Arztes, nicht operieren zu wollen, wenn die Patient nicht vorher aufhört, ist eine falsche Motivation.
Ich bin ein großer Anhänger von “My Body. My Choice.” Wer rauchen möchte soll rauchen. Wer keine von Innen kommende Motivation hat, um aufzuhören, sollte lieber andere Methoden versuchen aber keine Rauchentwöhnung mit Hypnose. Vielleicht sind e-Zigaretten oder Nikotinpflaster eine bessere Hilfe, um die Gesundheit zu verbessern [4,5].
Schlechte Vorbereitung
Eine Nichtraucher Session besteht nicht nur aus der Hypnose. Mehre Stunden an Vorbereitung sind notwendig, um das optimale Ergebnis zu erzielen. Dazu gehört:
- ein Filterungsprozess: ist der Klient motiviert, bereit und gesund genug, damit Erfolg möglich ist? Wenn Sie als Klient selbst an einigen Punkten zweifeln, vereinbaren Sie ein Telefonat mit dem Therapeut, um Unsicherheiten auszuräumen.
- Sammeln von Daten, z.B. über einen Fragebogen, um Motivation, Trigger, Gewohnheiten, Gründe fürs Rauchen herauszufinden.
- Ein ausreichendes Vorgespräch. Hier muss der bewusste Verstand überzeugt werden und die Mechanismen des Rauchens müssen vom bewussten Verstand durchschaut werden. Sollte es Konfusion im bewussten Verstand geben, ist der Konflikt mit dem Unterbewusstsein nicht zu lösen. Dieses Gespräch geht manchmal eine Stunde und länger, bis alle Fragen wirklich beantwortet sind.
Photo by Scott Graham on Unsplash
Probleme bei der Raucherentwöhnung, die während der Session auftreten können
Es werden nicht alle Trigger bearbeitet
Trigger sind die Situationen und Orte die dein Rauchverhalten auslösen. Manche Menschen verspüren das starke Verlangen danach zu rauchen, wenn sie ihren Balkon betreten. Bei anderen ist es die Kombination mit Kaffee oder Alkohol. Wieder andere haben den Morgen, gleich nach dem Aufstehen, als Trigger für eine Zigarette gespeichert.
In Hypnose können diese Trigger unschädlich gemacht werden. Probleme bei der Raucherentwöhnung treten dann auf, wenn das eliminieren von Triggern vergessen wurde.
Der Ex-Raucher verlässt die Praxis und jedes Mal wenn er auf einen Trigger stößt, der noch intakt ist, wird ein Rauchverlangen hervorgerufen. Wird dem Rauchverlangen nicht nachgegangen, entsteht ein innerer Konflikt. Gereiztheit, Genervtheit und Stress können die Folge sein.
Manchmal bleiben nur ein paar Trigger übrig, weil sie vielleicht vergessen wurden, oder nicht so effektiv eliminiert wurden. In diesem Fall muss der Therapeut noch einmal nacharbeiten. Werden die Trigger nicht eliminiert, steigt die Rückfallquote erheblich. Diese Studie zeigt, dass der größte Rückfallgrund (34,3%) soziale Situationen waren, also Trigger. [6]
Photo by Yoann Boyer on Unsplash
Keine Lösung für aufkommendes Entzugsverhalten
Dies umfasst alles, was nach der Session noch auftreten kann. Bei einer Nichtraucher Hypnose, haben wird folgendes Ziel:
- keinen Entzug
- kein Verlangen
- keine Trigger
- keinen Stress
Wird das immer und überall erreicht? Nein, leider nicht. Jeder Mensch ist anders. Es ist daher notwendig, dass der Klient vor der Raucherentwöhnung mit “Werkzeugen” ausgestattet wird, die ihm helfen ein Verlangen zu eliminieren, wenn es aufkommt.
Solche Werkzeuge könnten sein:
- schnelle EFT-Techniken
- Bilaterale Stimulation
- gestärkte Ressourcen
- Lächeln und Nein sagen
- Selbsthypnose
Ich werde zu diesen Techniken noch Artikel verfassen. Sie sind fast alle sehr einfach und können überall eingesetzt werden, ohne das jemand merkt, dass der Exraucher etwas macht.
Sollten Entzugsverhalten nach der Session noch auftreten, ist es das beste schnell eine Anschlusssession zu machen. Diese kann normalerweise sehr kurz sein. Da ich eine Lebenszeitgarantie für meine Arbeit anbiete, ist das in der Garantie inklusive.
Photo by Elijah Hiett on Unsplash
Keine alternativen Handlungen
Zu den möglichen Problemen bei der Raucherentwöhnung zählt auch, dass der Klient nach der Session nicht weiß, was er statt Rauchen machen soll. Rauchen war die Handlung, die er gemacht hat, wenn er gewartet hat, wenn er spazieren war, wenn er getrunken hat usw. Es müssen neue, gesündere und bessere Handlungen gefunden werden.
Es ist außerdem empfehlenswert, mehr als nur ein neues Verhalten zu etablieren. Wir wollen keine neue Abhängigkeit in einem anderen Bereich. Und wir wollen auch nicht, dass falls das neue Verhalten sich in einer spezifischen Situation nicht anwenden lässt, der Klient wieder zur Zigarette greifen muss.
Ich etabliere mit meinen Klienten sogar Zwölf neue Verhaltensweisen aus unterschiedlichsten Bereichen. So möchte ich die verschiedenen Grundbedürfnisse abdecken, von denen das Gehirn früher geglaubt hat, dass sie von Rauchen abgedeckt werden können. Diese Grundbedürfnisse sind z.B. Zugehörigkeitsgefühl, Spaß, Freiheit usw.
Der Patient glaubt nicht, dass er es verdient hat
Manche Menschen rauchen, weil sie glauben, sie hätten es nicht verdient frei zu sein. Vielleicht fühlen sie sich schuldig. Es gab einmal eine Situation, wo ein Klient glaubte, er wäre Schuld am Tod seiner Frau. Die Frau war durch das Rauchen gestorben, und sie hatte wegen ihm angefangen zu rauchen, als sie sich als junge Erwachsene kennen gelernt hatten.
Ich wollte diesen Punkt erst in die erste Kategorie, der systemischen Probleme, die den Erfolg von vornherein sabotieren, einordnen. Aber da gehört er nicht hin. Denn diesen Punkt kann man auch während der Session noch angehen. Der Therapeut muss sich über das mögliche Vorhandensein eines solchen Punktes bewusst sein und entsprechend darauf Einfluss nehmen.
Der Klient ist sich häufig übrigens selbst nicht darüber “bewusst“, dass dies ein Grund für ihn ist, weiter zu rauchen. Das passiert in der Regel unbewusst.
Rauchen kann nicht von der Identität des Rauchers getrennt werden
Rauchen ist keine Tätigkeit, sondern Raucher zu sein, ist eine Identität. Viele Raucher würden mir hier sicher zustimmen. Wir fangen nicht an zu rauchen weil es schmeckt oder weil es entspannt. Viele Menschen fangen an zu rauchen, weil sie eine andere Identität wollen.
Wir wollten cool, sexy und rebellisch sein. Das durchschnittliche Einstiegsalter in die Tabaksucht liegt bei 14,8 und fast niemand beginnt mit dem Rauchen nachdem er älter als 25 Jahre alt ist [2].
Das bedeutet wir beginnen mit dem Rauchen in unserer Sozialisationsphase, wenn der Frontallappen unseres Gehirns (Sitz der individuellen Persönlichkeit und des Sozialverhaltens) [4] noch nicht voll ausgeprägt ist. Dadurch sind wir dafür anfälliger Rauchen mit Identitäten zu verknüpfen, die wir z.B. aus dem Kino kennen und versuchen uns selbst damit neu zu bewerten.
Die Aufgabe des Therapeuten ist es, dem Klienten dabei zu helfen, zu erkennen, dass nicht das Rauchen seine Identität bestimmt. Sondern dass es unwichtig ist, ob die Person raucht oder nicht.
Photo by Robert McGowan on Unsplash
Die Hypnose war nicht tief genug
Die Hypnosetiefe ist nicht zwangsweise das wichtigste Kriterium für Erfolg. Menschen können komplett ohne Hypnose mit dem Rauchen aufhören aber in der klassischen Hypnose gilt, bestimmte Techniken funktionieren erst ab einer gewissen Tiefe.
Solltest Du das Gefühl haben, dass die Tiefe das Problem bei dir ist, hilft nur zu wechseln und zu sehen, ob ein anderer Therapeut eine tiefere Hypnose induzieren kann.
Dieser Punkt ist auch von Person zu Person unterschiedlich. Bei mir selbst, haben sich fast immer nur Therapieerfolge eingestellt, wenn ich in einer gewissen Trancetiefe war. Ich weiß, dass andere Menschen auch Erfolge erleben, wenn sie in einer flachen Trance behandelt werden.
Suggestionen werden nicht durchgelassen
Hypnose ist keine Gedankenkontrolle oder Gehirnwäsche. Dennoch ist eines der Probleme bei der Raucherentwöhnung mit Hypnose: Lässt der Klient die Suggestionen nicht durch, werden sie abgeblockt. Auf eine simple Suggestion sind verschiedene Reaktionen möglich.
Auf die Suggestion: “Du hasst jetzt Zigaretten” könnte man so reagieren:
- “Ja, ich hasse sie!” (Klient nimmt Suggestion an und findet sie gut)
- “Naja hassen… nicht wirklich.” (Klient unterstützt Suggestion nicht – kein Erfolg)
- “Oh, ich hoffe es wirkt.” (Klient übernimmt keine eigene Verantwortung für sein Tun. Das Wort “hoffe” impliziert, jemand anderes wird die Arbeit übernehmen.
- “Ich könnt jetzt sofort eine rauchen!” (Klient will gar nicht aufhören)
Nur die erste Reaktion wird Erfolg haben. Das bedeutet auch bei der Suggestionshypnose, bei der nur der Hypnotherapeut spricht, hat der Patient eine Aufgabe. Er muss die Suggestionen aktiv durchlassen.
Viele Klienten werden aber von ihren Therapeuten nicht darauf hingewiesen und wissen daher nicht, wie sie sich richtig verhalten sollen.
Photo by David Clode on Unsplash
Klient glaubt nicht, dass es funktioniert hat
Dieser Punkt ist zwar der schwächste von allen aber er ist nicht ganz unwichtig. Wenn der Patient während der Sitzung nicht davon überzeugt werden konnte, dass eine Wirkung eingetreten ist, dann kann sein Kritischer Faktor, das bereits erreichte auch wieder zerstören.
Allerdings kann es auch sein, dass er Recht hat und es ist wirklich nicht passiert. Der Unterschied lässt sich kaum mit Sicherheit bestimmen.