Wie funktioniert Hypnose?

Hypnose fasziniert Menschen und jagt machen auch etwas Angst ein. Was passiert wenn wir in Hypnose sind? Wie kommen wir in Hypnose? Und ist Hypnose so eine Art Gehirnwäsche oder eher wie Gesprächstherapie mit geschlossenen Augen.

Auf diese und ähnliche Fragen möchte ich in diesem Artikel Antworten finden.

 

Was ist Hypnose?

Hypnose ist ein Zustand der fokussierten Aufmerksamkeit, in dem neurophysiologische Veränderungen im Gehirn stattfinden. Alle Teile des Gehirns kommunizieren besser miteinander, sogar die Teile, die sonst gar nicht oder nur schlecht kommunizieren. Gleichzeitig werden der innere Kritiker und das Ego herunter gefahren, was in vielen Fällen erst die Veränderung oder einen Perspektivwechsel möglich macht.

Alle Teile des Gehirns kommunizieren besser miteinander in Hypnose

In der Psychologie ist Hypnose seit 2006 als eigenständige Therapieform anerkannt. In den USA und Großbritannien ist dies bereits seit den 50er Jahren der Fall.

Der hypnotische Trancezustand ist im übrigen ein ganz natürlicher Zustand, der in vielen Situationen im Alltag auftritt. Beim Autofahren beginnen wir vielleicht zu träumen, wären wir das Auto ganz unbewusst steuern, ohne darüber nachzudenken. Beim Lesen, verlieren wir uns in der Fantasie des Buches und fiebern mit, obwohl wir wissen, das nicht davon gerade uns passiert.

Diese tagträumerischen Phänomene sind bereits Trancezustände und während manche Hypnoseverfahren viel tiefere Zustände benutzen, gibt es auch Hypnosen, die in so einer leichten Trance ablaufen und sehr effektiv sind.

 

Mythen und Vorurteile über Hypnose

Viele Menschen befürchten, dass der Hypnotiseur in ihre Gedanken-Welt eingreifen kann, dass sie seinen Anweisungen folgen müssen, dass eine Art Gehirnwäsche stattfindet oder dass man in Hypnose stecken bleiben kann. All dies ist in Wirklichkeit nicht der Fall und beruht zum einen auf einem Mythos, den die Hypnotiseure des 19. und frühen 20. Jahrhunderts selbst geschaffen haben, um in den Vorstellungen der Menschen ein Bild der Macht zu erzeugen. Andererseits stammen diese Phantasien von Autoren, die einen bösen oder unheimlichen Hypnotiseur porträtieren. Im Allgemeinen wird Hypnose selten als das dargestellt, was sie tatsächlich ist, nämlich ein anerkanntes Heilverfahren der Psychotherapie.

Wichtig ist, dass Hypnose nicht in der Lage ist den Willen einer Person zu beeinflussen. Es kann nur passieren, was ein Teil der Person bereit möchte, während ein anderer Teil noch widerstrebt.

Trance ist messbar

Ein EEG (Elektroenzephalograph) misst die elektrischen Muster im Gehirn, die viele Millionen Zellen im Gehirn abgeben. Unser Gehirn produziert insgesamt 4 unterschiedliche Gehirnwellen. Wären wir im Wachzustand eher schnelle Beta- (14-100Hz – Stress) oder Alphawellen (8-13Hz – Entspannung) produzieren, haben wir in tiefer Hypnose Thetawellen (4-8Hz). Schlafen wir ein, haben wir Deltawellen. Diese liegen unter 4Hz. Das zeigt auch, dass Hypnose kein Schlaf ist, sondern ein Zustand, in dem wir bereits Zugriff auf das Unterbewusstsein haben und gleichzeitig in Kontrolle bleiben.

Hypnose ist messbar. Im EEG sieht man die Vorgänge im Gehirn als Wellen.

Der Hypnotiseur misst die Trancetiefe natürlich nicht mit einem EEG. Hier kommen sog. hypnotische Phänomene zum Einsatz. Diese Phänomene kennen wir von der Bühnenshows, wo Personen Zahlen vergessen oder auf Kommando einschlafen. Sowas machen wir in der Hypnotherapie natürlich nicht. Aber kleine hypnotische Phänomene, wie zum Beispiel Hand-Levitation (Hand-Schweben) werden in der Hypnotherapie genutzt. Es werden Suggestionen gegeben, die die Hand anheben und um so höher die Hand steigt, um so tiefer ist die Trance.

Wie fühlt man sich in Hypnose?

Menschen beschreiben unterschiedliche Phänomene in Hypnose. Es kommt sehr auf den Kontext an. Es gibt Straßenhypnose, Showhypnose und natürlich Hypnosetherapie. Während in den ersten beiden Fällen davon auszugehen ist, dass die Personen in einem eher wachen und fokussierten Bewusstseinszustand sind, ist dies in der letztgenannten Situation eher anders. In der Hypnosetherapie beschreiben viele Klienten den Zustand eher so, dass sie sich sehr schwer oder sehr leicht oder einfach sehr entspannt fühlen. Diese Entspannung ist oft sowohl körperlich als auch geistig.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es kein einheitliches Hypnosegefühl gibt. Es ist für jeden etwas anderes und für manche Menschen wie ein Buch zu lesen oder Fahrrad zu fahren (beides sind auch leichte Trancezustände).

 

Was sieht man in Hypnose?

Viele Menschen sehen unter Hypnose innere Bilder. Diese sind ein Spiegel unserer Innenwelt und wir können mit ihnen interagieren. Oft ähneln sie einem Traum. Wie diese sie aussehen, hängt von der Organisation unserer Wahrnehmung und unserer Tagesform ab.

Manche Menschen haben an manchen Tagen ultra-realistische Innenbilder, aber in den meisten Fällen ist das nicht so und muss auch nicht so sein. In Trance kann sich auch der bevorzugte Sinneskanal ändern. Personen, die sehr visuell orientiert sind, können dann mehr fühlen oder hören als sehen.

Ein erfahrener Hypnosetherapeut kann helfen, diese visuellen Ansichten, Gefühle und Geräusche zu deuten. Viel wichtiger ist es jedoch, mit diesen Phänomenen auf die richtige Art und Weise zu interagieren.

Wie geht man in Hypnose: die Induktion

Eine Hypnose muss nicht mit einer Induktion eingeleitet werden aber in der Klinischen Hypnose ist das der Fall. Eine Induktion ist der weg in die Hypnose. Ein Verfahren, dass der Hypnotiseur oder Hypnosetherapeut nutzt, um den Klienten in den veränderten Bewusstseinszustand zu führen.

Es ist etwas, das der Klient tut. Der Hypnotiseur zeigt dem Klienten nur, wie es geht. Der Klient braucht nur nicht in den Widerstand zu gehen, dann passiert es in der Regel von selbst. Im Prinzip ist es keine Kunst, sich der Hypnose zu widersetzen. Es ist ganz einfach.

Grundsätzlich gibt es drei Arten der Induktion. Die Schockinduktion, bei der ein System unseres Kampf- und Fluchtreflexes genutzt wird, bei dem das Unterbewusstsein kurzzeitig die Kontrolle übernimmt.

Die Verwirrungsinduktion, bei der eine verwirrende Frage das Bewusstsein ablenkt oder eine Musterunterbrechung durchgeführt wird, bei der das Unterbewusstsein für einen kurzen Moment wieder die Kontrolle übernehmen muss.

In beiden Fällen vertieft der Hypnotiseur sofort die Trance. Solche Induktionen werden häufig von Straßenhypnotiseuren oder in Bühnenshows eingesetzt, da sie Menschen in weniger als 3 Minuten in Trance versetzen.

Ich persönlich verwende diese Formen in meiner Praxis nicht, sondern setze fast ausschließlich auf die dritte Form: Entspannungsinduktionen. Auch hier gibt es schnelle und langsame. Die progressive Muskelentspannung ist am weitesten verbreitet, dauert aber auch recht lange und ist für die Patienten oft langweilig.

Die Hypnose Behandlung beginnt mit der Induktion. Hier ein Beispiel.

Andere Methoden arbeiten mit Sprachmustern, die eine Kombination aus geistiger und körperlicher Entspannung erzeugen, in der innere Bilder von Sicherheit und Wohlbefinden kombiniert werden. In diesem Zustand öffnet sich das Nervensystem und man gleitet in einen Trancezustand.

Die verschiedenen Phasen der Hypnose

Nach der Induktion folgt in der Regel eine Vertiefung. Hier wird der Klient genau in die Trancetiefe gebracht, die für die Behandlung notwendig ist.

Trancetiefen

In einer leichten Trance ist das Unterbewusstsein bereits geöffnet, aber der logisch-rationale Verstand ist noch genauso aktiv wie im Wachzustand. Dies ist sehr hilfreich, wenn wir diese kognitiven Ressourcen für unsere Behandlung benötigen.

In einer moderaten Trance tritt der logisch-rationale Verstand in den Hintergrund und das Unterbewusstsein ist geöffnet. In einer tiefen Trance werden Logik und Rationalität immer unwichtiger und das Unterbewusstsein ist weit geöffnet.

Darunter gibt es noch einen tieferen Trancezustand, den sogenannten Esdaile-Zustand oder das hypnotische Koma. In diesem Zustand ist man völlig schmerzfrei und die Aufmerksamkeit ist ganz nach innen gerichtet. Hier können sogar Amputationen ohne Narkose durchgeführt werden.

Hypnotherapie: Psychotherapie in Trance

In diesem Zustand kann die Hypnotherapie beginnen. Es kann sein, dass der Klient durch einen Prozess geführt wird, dass eine bestimmte Methode oder Technik angewandt wird, dass er in Erinnerungen zurückversetzt wird oder dass ihm Suggestionen gegeben werden.

Um mehr darüber zu erfahren, ob eine Hypnosesitzung für dein Problem ausreicht, empfehle ich dir diesen Artikel.

Ausleitung der Trance

Am Ende der Hypnose ist es wichtig, die Trance zu beenden. Häufig werden am Ende posthypnotische Suggestionen gegeben und der Patient wird durch ein Verfahren geführt, z.B. ein Aufwärtszählen mit Suggestionen von Fokus und Aufmerksamkeit.

 

Einsatz und Ziel einer Hypnosebehandlung

Eine Hypnosebehandlung ist für viele psychologische und mentale Probleme geeignet. Typische Themen die mit Trance besser behandelt werden können als ohne sind: Schmerzen, Angst, festgefahrene Verhaltensweisen und Gewohnheiten, Schlafstörungen, Alkoholsucht und Drogenabhängigkeit, Nikotinabhängigkeit, Übergewicht, und psychologisches Trauma. Hypnose wird sogar für Bereiche der Medizin angewandt, z.B. Autoimmunerkrankungen.

 

Hypnose gegen chronische Schmerzen

Bei chronischen Schmerzen haben wir häufig das Problem, dass die Bereiche unseres Gehirns, die für Schmerz zuständig sind, zu viel Raum eingenommen haben.

Es wird nun eine Technik angewandt, mit der diese Areale trainiert werden andere Aufgaben zu übernehmen. Die Person wird während der Therapie gebeten sich den Schmerz in bestimmten Farben, Formen und Klängen vorzustellen.

Mit dieser Methode werden in Hypnose die Vorstellung, Wahrnehmung und Gedanken so angeregt, dass der Fokus weg von den schmerzhaften Bereichen im Körper geht und Neuronen, die vorher für Schmerz zuständig waren, jetzt ihre Aufgaben auf diese anderen Wahrnehmungen richten.

 

Hypnotherapie bei Angst

Angst ist häufig erlernt. Eine Methode um frei von der Angst zu werden, ist in die Erlebnisse zurückzureisen und sie mit einer speziellen Methode aufzulösen und zu heilen. Dafür ist es nicht notwendig, dass man sich an diese Erlebnisse erinnern kann. Diese Erinnerungen sind alle im Unterbewusstsein gespeichert.

Vorheriger Beitrag
Wie schnell wirkt Hypnose?
Nächster Beitrag
Selbsthypnose – kann ich mich selbst hypnotisieren?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.